Wenn die Nacht keine Ruhe bringt

Dresden (SLAK, 15.11.2016): 

Medikamente können den Schlaf stören – Schlafmittel richtig anwenden

Etwa jeder dritte Deutsche leidet an Schlafstörungen. Was viele jedoch nicht wissen: Schlafprobleme können auch durch Medikamente verursacht sein. Oft soll andererseits der Griff zu Schlafmitteln die Nachtruhe retten. Doch wer sie falsch einsetzt, läuft Gefahr, sein nächtliches Problem noch zu verstärken – und riskiert eine Abhängigkeit. Göran Donner, Vizepräsident und Pressesprecher der Sächsischen Landesapothekerkammer, weiß, welche Arzneimittel den Schlaf beeinträchtigen können, und klärt über den richtigen Umgang mit Schlafmitteln auf.  

Herr Donner, warum ist gesunder Schlaf so wichtig?

Der Mensch muss regelmäßig, gut und ausreichend schlafen, um auf Dauer körperlich, geistig und seelisch gesund und leistungsfähig zu bleiben. Denn im Schlaf regeneriert sich der Körper, während das Gehirn die Zeit zur ‚Datenverarbeitung‘ nutzt. Schläft man immer wieder zu wenig oder schlecht, leiden Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit. Man ist dann weniger leistungsfähig und kreativ, dazu häufig reizbar, nervös und abgeschlagen. Auch Kreislauf und Stoffwechsel, das Immunsystem und viele andere Körperfunktionen werden in Mitleidenschaft gezogen. Schlafstörungen müssen deshalb immer behandelt werden, Betroffene sollten unbedingt einen Arzt aufsuchen.   

Wann spricht man denn von Schlafstörungen?

Gelegentliche unruhige Nächte sind normal. Von chronischen Schlafstörungen spricht man, wenn der Schlaf mindestens einen Monat lang in drei oder mehr Nächten pro Woche gestört ist. Am häufigsten sind Ein- oder Durchschlafprobleme und Früherwachen. Aber auch Atmungs- oder Bewegungsstörungen sowie nächtliche Aktionen (Bettnässen, Schlafwandeln) kommen vor. Meist handelt es sich um so genannte sekundäre Insomnien, die verschiedene Ursachen haben können: neben einer Reihe körperlicher und psychischer Erkrankungen zählen dazu Stress, äußere Störfaktoren (Schichtarbeit), falsche Schlafgewohnheiten oder der Lebenswandel. Auch Medikamente können der Grund sein.   

Medikamente können den Schlaf beeinträchtigen?

Gestörter Schlaf ist eine häufige Nebenwirkung vor allem bei Arzneimitteln, die aufs zentrale Nervensystem oder das Hormonsystem wirken. Dazu zählen antriebssteigernde Antidepressiva, Bluthochdruck- und Herzmittel sowie Appetitzügler, aber auch koffeinhaltige Schmerz-, Husten- und Erkältungsmittel. Oft treten solche Nebenwirkungen jedoch nur vorübergehend zu Behandlungsbeginn auf. Wer seine Schlafstörung für möglicherweise medikamentenbedingt hält, sollte dies unbedingt mit dem verschreibenden Arzt besprechen. Keinesfalls darf man ärztlich verordnete Medikamente eigenmächtig absetzen. Dagegen kann schon eine mit dem Arzt abgestimmte Änderung der Wirkstoffkombination oder des Einnahmezeitpunkts Besserung bringen. Diuretika etwa sollte man generell besser nicht abends einnehmen.

Was halten Sie von Schlafmitteln?

Mit Schlafmitteln sollte man immer vorsichtig umgehen, denn sie verursachen – besonders in höherem Alter – Nebenwirkungen wie Benommenheit, Verwirrtheit, Muskelschwäche, Schwindel, Unruhe oder Stimmungsschwankungen. Oft kommt als Nachwirkung auch eine verstärkte Tagesmüdigkeit hinzu. Und: Schlafmittel können auch selbst wieder zu Schlafproblemen führen. Synthetische Präparate, vor allem Benzodiazepine und die neueren sogenannten Z-Drugs wie Zolpidem und Zopiclon, können bei langfristiger Einnahme – da reichen schon drei bis vier Wochen aus – zu Gewöhnungseffekten führen und abhängig machen. Häufig wird zwar konstant eine therapeutisch übliche niedrige Dosis eingenommen. Werden die Mittel dann jedoch auf einen Schlag abgesetzt, riskiert man quälende Entzugserscheinungen wie Alpträume, Schlaflosigkeit, Verkrampfungen, Angst oder Nervosität. Um diese Symptome zu vermeiden, werden die Mittel dann wieder eingenommen.  

Was kann man tun, um einer Gewöhnung zu entgehen?

Es gibt verschiedene alternative Methoden, um der Schlafprobleme Herr zu werden. Dazu gehören Stressabbau, gezielte Entspannung und die Überprüfung bzw. Änderung von Schlafbedingungen und Lebensgewohnheiten. Oft lässt sich die Schlafqualität schon mit wenigen einfachen Maßnahmen effektiv verbessern: ausreichend Bewegung am Tag, Entspannungstechniken am Abend, feste Bettgehrituale, der Verzicht auf schwere Mahlzeiten und Alkohol am Abend oder – vor allem bei älteren Menschen, die einen geringeren Schlafbedarf haben – das Weglassen des Mittagsschlafs. Wer auf Schlafmittel nicht verzichten kann oder möchte, sollte sie nur begrenzte Zeit einnehmen und zum Absetzen in Absprache mit dem Arzt allmählich die Dosis verringern. Oder: auf pflanzliche Mittel umsteigen, die in der Apotheke rezeptfrei erhältlich sind. Hier gibt es Dragees oder Tropfen mit Baldrian, Melisse, Hopfen, Passionsblume oder Lavendel. Unterstützend kann man sie auch noch in Form von Tees oder Badezusätzen anwenden. Da aber auch pflanzliche Alternativen, etwa Johanniskraut, nicht gänzlich frei von Nebenwirkungen oder anderen Risiken sind, sollte man sich vom Apothekenpersonal bei der Auswahl beraten lassen.

 

Pressekontakt:

Göran Donner

Löwen-Apotheke

Kirchplatz 2,
01744 Dippoldiswalde

Tel: 03504 / 61 24 05
 / E-Mail: goeran.donner@apotheke-dipps.de

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