„Black box“ Hausapotheke?

Dresden (SLAK, 31.03.2022): 

Was rein muss, wie man sie aufbewahrt, ausmistet und Pharmamüll richtig entsorgt

Rund 80 Prozent aller Deutschen haben Arznei-, Verband- und Hilfsmittel zuhause, um kleine Verletzungen und leichte akute Erkrankungen schnell selbst zu behandeln. Doch genau im Blick, was da ist, wo was lagert und was davon überhaupt noch einsatzfähig ist, haben die wenigsten. Zeit, Licht in die „Black box“ Hausapotheke zu bringen: Was gehört rein? Wie bewahrt man sie richtig auf? Was muss raus und wie entsorgt man es korrekt? Göran Donner, Vizepräsident und Pressesprecher der Sächsischen Landesapothekerkammer, klärt auf.

Herr Donner, Thema Hausapotheke: Was sollte jeder dazu wissen und beachten?

Erstens: Sie muss richtig bestückt sein – Fieberthermometer, Heftpflaster und Schmerztabletten reichen meist nicht. Zweitens: Sie muss richtig aufbewahrt werden - möglichst alles an einem Ort und schnell griffbereit, aber vor verderblichen Einflüssen wie Licht, Wärme und Feuchtigkeit sowie unbefugtem Zugriff (etwa durch Kinder) geschützt. Drittens: Sie muss regelmäßig ausgemistet werden. Denn auch Arznei-, Verband- und Hilfsmittel haben ein Verfallsdatum. Viertens: Aussortiertes muss fachgerecht entsorgt werden. Nur so lassen sich Umweltschäden sowie Missbrauch durch Unbefugte vermeiden.

Was enthält denn eine gut sortierte Hausapotheke?

Zunächst alles, was Sie individuell an Dauermedikamenten benötigen, dazu sind Arzneimittel gegen alltägliche akute Beschwerden wie Schmerzen, Fieber, Krämpfe, Entzündungen, Erkältungssymptome oder Verdauungsprobleme hilfreich. Denken Sie auch an Mittel gegen Allergien sowie Insektenschutz, Desinfektionsmittel, Wund- und Sportsalben. Und natürlich Verbandmittel – Pflaster, Mullbinde, sterile Kompressen – sowie Hilfsmittel: Wärmflasche, Fieberthermometer, Kühlkompresse, Pinzette, Verbandschere, Einmalhandschuhe und Zeckenzange. Am besten lässt man sich dazu in der Apotheke beraten, dort kann man Fehlendes nachkaufen.

Und wo bewahre ich meine Hausapotheke am besten auf?

Wärme, Licht und Feuchtigkeit können Arznei- und Verbandmittel schnell verderben lassen. Deshalb sollte man sie stets kühl, dunkel und trocken lagern – und möglichst alles zusammen an einem zentralen, gut erreichbaren Ort. In den Kühlschrank muss nur, was explizit diesen Lagerungshinweis auf der Verpackung aufweist. Für den Rest ist ein abschließbarer – und damit kindersicherer – Medizinschrank ideal, etwa im Schlafzimmer. Denn geraten Medikamente in Kinderhände, besteht akute Vergiftungsgefahr! Ohnehin benötigen Kinder, aber auch Haustiere speziell für sie geeignete Medikamente. Eine separate Lagerung dieser Arzneimittel schützt vor möglicherweise fatalen Fehlgriffen. Und ganz wichtig: Lagern Sie alle Präparate in den originalen Umverpackungen und mit Beipackzettel. Das schützt nicht nur vor Licht und Verwechslungen, sondern liefert auch wichtige Informationen – etwa zu Haltbarkeitsdatum oder Aufbrauchfrist. Sind diese überschritten, sollten Sie die entsprechenden Präparate entsorgen – am besten sieht man die Hausapotheke dafür mindestens einmal jährlich durch.

Was sollte ich denn dabei aussortieren?

Wasserhaltige Tropfen, Salben oder Sprays werden nach Anbruch durch Oxidationsprozesse und Mikroorganismen schnell unbrauchbar. Speziell Augentropfen sind je nach Präparat nur bis zu vier Wochen lang verwendbar – deshalb unbedingt das Anbruchdatum auf Packung oder Fläschchen notieren und nach Ablauf der Frist entsorgen! Auch halbierte oder entblisterte Tabletten, etwa in einer Tablettenbox, sollte man nur kurzfristig aufbewahren und im Zweifelsfall lieber wegwerfen. Ohnehin in den Müll gehören sichtlich gealterte Präparate: Wenn sich Farbe, Form, Konsistenz oder Geruch verändert haben, wenn sich die Packung aufbläht, wenn Flüssigkeiten trüb oder Tabletten rissig geworden sind. Dasselbe gilt für Medikamente, die im Urlaub Hitze oder Feuchtigkeit ausgesetzt waren – selbst wenn das Verfallsdatum noch nicht erreicht ist. Nicht zuletzt sollten Sie auch Verband- und Hilfsmittel regelmäßig ersetzen – auch die im Auto-Verbandskasten: Sie können nämlich altersbedingt unbrauchbar geworden sein. So ist z. B. bei sterilen Verbandsmaterialien nach Ablauf des Verfallsdatums die Sterilität nicht mehr gewährleistet, und überalterte Pflaster kleben nicht mehr zuverlässig.

Und wie entsorge ich Arzneimittel sicher und umweltgerecht?

Umverpackungen und Beipackzettel kommen ins Altpapier, leere Blister in die gelbe Tonne. Kleinere Mengen Arznei- und Verbandmittel wandern – sofern sich keine anderslautende Angabe auf dem Beipackzettel findet – in den Restmüll, der aber vor dem Zugriff Unbefugter, vor allem von Kindern, geschützt sein muss! Wird der Müll verbrannt, zerstört das die Wirkstoffe, anfallende Reste werden grundwassersicher deponiert. Weil das aber nicht in allen Städten so ist – so erfolgt etwa in Leipzig keine Verbrennung – sollten Sie sich stets informieren, welche Entsorgungswege vor Ort jeweils die richtigen sind, etwa auf der Internetseite www.arzneimittelentsorgung.de. Größere Mengen geben Sie ohnehin besser beim Recyclinghof oder Schadstoffmobil ab. Auf keinen Fall dürfen Sie Arzneimittelmüll ins Waschbecken oder die Toilette kippen!

Warum ist dieser Entsorgungsweg so problematisch?

Weil über den Urin ohnehin schon Wirkstoffe oder deren Abbauprodukte ins Abwasser gelangen – bei Diclofenac sind es ganze 70 Prozent. Jede zusätzliche Kontaminierung belastet das Grundwasser und damit unsere Bäche, Flüsse und Seen noch stärker; via Klärschlamm-Düngung auch die Böden und damit letztlich unsere Nahrung. Vor allem häufig verwendete und schwer abbaubare Substanzen lassen sich mittlerweile in fast allen Gewässern nachweisen: Das Umweltbundesamt hat bereits Rückstände von 414 Arzneimitteln in Gewässern und sogar im Trinkwasser entdeckt. Für die Umwelt kann das schlimme Folgen haben: So tragen z. B. Hormonreste aus der „Pille“ bei männlichen Fischen nachweislich zur Verweiblichung bei, und Diclofenac führt zu Nierenschäden bei Forellen und Geiern – in Asien sind deshalb schon drei Arten fast ausgerottet.

Was kann ich sonst noch tun?

Am besten vermeiden Sie Arzneimittelmüll so weit wie möglich: Brauchen Sie vorhandene Medikamente erst auf, bevor Sie sich bei gleichen Beschwerden Nachschub kaufen oder vom Arzt verordnen lassen. Einzige Ausnahme: Antibiotika. Weil sie sich in ihrer Wirkungsweise unterscheiden, hilft nicht jedes Antibiotikum bei jeder Infektion. Welches Präparat auf den jeweiligen Erreger passt, kann tatsächlich nur der Arzt entscheiden. Ohnehin sollte man Antibiotika stets „zu Ende“ nehmen, selbst wenn die Beschwerden sich bereits gebessert haben – sonst riskiert man Resistenzen. Wollen Sie dagegen „nur“ Kopfschmerzen oder eine Erkältung per Selbstmedikation kurieren, lassen Sie sich unbedingt in der Apotheke beraten, um so die am besten zum Beschwerdebild passenden Präparate gezielt auszuwählen.

 


Pressekontakt:

Göran Donner
Löwen-Apotheke
Kirchplatz 2,
01744 Dippoldiswalde
Tel.: 03504/ 61 24 05 / E-Mail: vizepraesident@slak.de

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