So halten Sie den Schmerz in Schach

Dresden (SLAK, 28.03.2019): 

Medikamente schaffen Linderung – wenn man sie richtig anwendet

Schmerz ist ein wichtiges Warnsignal des Körpers. Meist vergeht er zusammen mit der Beein­trächtigung, die ihn verursacht hat. Mitunter „verselbständigt“ er sich aber auch zu einem ei­genständigen Krankheitsbild, das die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränkt. Doch ob vorübergehend oder chronisch: In der Schmerztherapie haben Arzneimittel einen festen Platz. Göran Donner, Vizepräsident und Pressesprecher der Sächsischen Landesapothekerkammer, informiert zum Thema.

Herr Donner, Schmerz ist unangenehm – warum empfinden wir ihn?

Schmerz ist immer ein Warnsignal: Er zeigt an, dass eine Schädigung, Überlastung oder Fehlsteue­rung vorliegt, und dient so dem Schutz des betroffenen Organs. Schmerzreize können überall im Körper entstehen: auf der Oberfläche – wie bei Verletzungen – oder im Körperinneren, etwa dem Bewegungsapparat oder den Organen. Spezielle Rezeptoren leiten den Reiz über die Nervenbahnen zunächst ans Rückenmark weiter, das als schnelle ‚Notfallreaktion‘ unbewusste Reflexe auslöst, etwa das Zurückziehen der Hand von der heißen Herdplatte. Bewusst als Schmerz wahrgenommen wird der Reiz erst nach seiner anschließenden Verarbeitung im Gehirn. Schmerz ist zudem immer auch mit Gefühlen gekoppelt, und manchmal ist die Psyche sogar die Ursache: So spielt bei bis zu 80 Prozent aller Rückenschmerzen Stress als Auslöser eine wichtige Rolle.

Es heißt, nicht alle Menschen seien gleich schmerzempfindlich, etwa aufgrund des Geschlechts.

Das stimmt. Art, Intensität und Dauer eines Schmerzes können – je nach Ursache – sehr verschieden sein, und sie werden subjektiv in der Tat ganz unterschiedlich empfunden. Dafür ist eine ganze Reihe von Faktoren verantwortlich – von den Genen bis zum Lebensalter. Welche Rolle das Geschlecht spielt, ist noch nicht abschließend geklärt, es gibt aber Hinweise, dass Frauen Schmerzen tatsächlich intensiver wahrnehmen. Aber auch bisherige Schmerzerfahrungen spielen eine Rolle: Weil das menschliche Nervensystem in der Lage ist, sich an gemachte Erfahrungen anzupassen, können bei wiederholtem oder anhaltendem Schmerz biochemische und physiologische Veränderungen auftreten, die sich auf Verarbeitung und Weitergabe des Schmerzreizes auswirken. Der Körper entwickelt quasi ein „Schmerzgedächtnis“, der Schmerz verselbständigt sich und tritt dann auch ohne Ursache auf.

Der Schmerz wird quasi selber zur Krankheit?

Genau. Hält dieser Dauerschmerz länger als drei bis sechs Monate an, spricht man von einem Chroni­schen Schmerzsyndrom. In Deutschland sind etwa acht bis zehn Millionen Menschen davon betroffen – mit teils gravierenden Folgen: Ist der Alltag stark beeinträchtigt, können gar Beruf oder Hobbies nicht mehr ausgeübt werden, kann dies zu depressiven Verstimmungen, Ängsten, sozialem Rückzug und Verein­samung führen. Den Schmerz auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, ist denn auch oberstes Therapieziel – denn einfach löschen lässt sich das Schmerzgedächtnis leider nicht.

Was kann man gegen diese chronischen Schmerzen tun?

Zur Schmerzlinderung und Steigerung der Lebensqualität hat sich ein multimodaler Therapieansatz bewährt, der sich auf mehrere Säulen stützt und individuell auf jeden Patienten zugeschnitten wird. Neben Psycho-, Physio- und Ergotherapie, Sport und komplementären Verfahren wie Akupunktur sind schmerzlindernde Medikamente unverzichtbarer Bestandteil.

Stichwort Medikamente: Was für Schmerzmittel gibt es?

Man unterscheidet nach Schmerzstärke und Wirkstoffgruppe. Bei leichten und mittleren Schmerzen greifen die meisten Menschen entweder zu schmerz- und fiebersenkenden Mitteln wie Paracetamol oder einem Präparat aus der Gruppe der schmerz- und entzündungshemmenden nicht-steroidalen Antirheumatika. Dazu gehören z. B. Acetylsalicylsäure, Ibuprofen und Diclofenac. Bei starken Schmerzen setzen Mediziner dagegen Mittel auf Opioid-Basis wie Morphin ein. Mitunter erfolgt auch eine Begleitmedikation mit Antidepressiva und/oder Antiepileptika, die teilweise ebenfalls schmerzlindernd wirken. Die Auswahl richtet sich jeweils nach Schmerzart, -intensität und -ursache. Bei entzündungsbedingten Schmerzen werden traditionell auch pflanzliche Arzneimittel mit Teufelskrallenwurzel und Tees mit Brennnesselkraut und -blättern oder Weidenrinde eingesetzt. Vor allem bei Muskel- und Gelenkschmerzen haben sich auch Pflaster, Cremes, Gele oder Wärmeanwendungen bewährt. Sie sind gegenüber oral eingenommenen Präparaten meist neben- und wechselwirkungsärmer. Das prädestiniert sie für den Einsatz parallel etwa zu Kortisonpräparaten, Mitteln gegen Bluthochdruck oder Gerinnungshemmern.

Einige Schmerzmittel sind rezeptfrei erhältlich. Kann man sie stets bedenkenlos anwenden?

Nein, denn auch frei verkäufliche Schmerzmittel können bei Langzeiteinsatz bzw. in Kombination mit anderen Medikamenten oder Lebensmitteln gefährliche Neben- und Wechselwirkungen haben. So verursacht etwa Paracetamol bei regelmäßiger Einnahme bzw. beim Überschreiten der Maximaldosis schwere Nieren- bzw. Leberschäden. Und bei Regelschmerzen sind Medikamente mit Acetylsalicylsäure ungeeignet, da sie die Blutung noch verstärken können. Auch wer also nur kurzzeitig oder vorübergehend Schmerzmittel nehmen muss, sollte unbedingt mit dem Fachpersonal in der Apotheke Rücksprache halten.

 

Pressekontakt:

Göran Donner

Löwen-Apotheke

Kirchplatz 2,
01744 Dippoldiswalde


Tel.: 03504/ 61 24 05 / E-Mail: vizepraesident@slak.de

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