Wenn sich Gesundes mit Gesundem nicht verträgt

Dresden (SLAK, 27.10.2017): 

Zwischen Nahrungsmitteln und Arzneimitteln sind Wechselwirkungen möglich

Nahrungs- und Genussmittel können die Wirkung von Medikamenten zum Teil erheblich beeinflussen. Das betrifft längst nicht nur Alkohol, sondern auch Lebensmittel und Nährstoffe, die zu einer gesunden Ernährung eigentlich dazugehören. Göran Donner, Vizepräsident und Pressesprecher der Sächsischen Landesapothekerkammer, erklärt, wie es dazu kommt und bei welchen Nahrungs- und Arzneimitteln man sich besser in der Apotheke beraten lassen sollte.  

Herr Donner, warum kann es bei Nahrungs- und Genussmitteln zu Wechselwirkungen mit Medikamenten kommen?

Eine ganze Reihe von Nahrungs- und Genussmitteln enthält Stoffe, die mit Arzneistoffen reagieren oder deren Verarbeitung im Körper beeinflussen. Die Wirkung eines Medikaments kann so unvorhersehbar verstärkt, abgeschwächt oder qualitativ verändert werden. Das betrifft sogar Stoffe, die der Körper dringend braucht – so können etwa Milchprodukte, Grapefruit oder grünes Gemüse die Wirkung bestimmter Arzneimittel beeinflussen und so die Gesundheit zum Teil erheblich beeinträchtigen. Die Freude am Essen muss trotzdem nicht zu kurz kommen: Häufig lassen sich schädliche Wechselwirkungen mit einigen einfachen Maßnahmen vermeiden. Am besten lässt man sich deshalb zu ‚seinen‘ Medikamenten vom Apothekenpersonal informieren und beraten.   

Warum können denn z. B. Milchprodukte problematisch sein?

Milchprodukte, aber auch Mineralwässer und Mineralstoffpräparate, etwa solche mit Kalzium, Magnesium, Aluminium und Zink, behindern die Wirkung einer Vielzahl von Arzneimitteln. Antibiotika oder Medikamente gegen Osteoporose vertragen sich nicht mit Milch und anderen kalzium-reichen Erzeugnissen. Kalzium bildet im Magen mit einigen Antibiotika schwer lösliche Verbindungen. Da das Arzneimittel dann schlechter vom Körper aufgenommen werden kann, wirkt es schwächer. Viele Osteoporosemittel können durch Kalzium ebenfalls an Wirksamkeit verlieren. Oft reichen hierfür schon geringe Mengen kalziumreicher Lebensmittel aus, etwa ein Schuss Milch im Kaffee. Ähnliches gilt für Eisenpräparate in Kombination mit Kaffee, Wein, Schwarz- und Grün-tee: diese enthalten Gerbstoffe, die die Aufnahme von Eisen durch den Körper blockieren. Auch Menschen, die aufgrund einer Schilddrüsenstörung Hormone schlucken, sollten bei der zusätzlichen Einnahme mineralstoffhaltiger Nahrungsergänzungsmittel besondere Vorsicht walten lassen.

Wie kann man diese Wechselwirkungen verhindern?

Das geht in diesem Fall relativ einfach: man muss auf einen ausreichend großen zeitlichen Abstand zwischen der Medikamenteneinnahme und dem Verzehr der entsprechenden Nahrungs- und Genussmittel achten. Das sollten mindestens zwei, besser drei bis vier Stunden sein. Auf Nummer Sicher geht, wer sich genau an die Angaben in der Packungsbeilage hält. Denn auch wenn keine Wechselwirkungen drohen, ist es oft nicht gleichgültig, ob eine Tablette vor dem, zum oder nach dem Essen eingenommen werden soll. Manche Wirkstoffe nimmt der Körper in nüchternem Zustand – also spätestens 30 Minuten vor einer Mahlzeit – am besten auf. Andere können den Magen reizen und sollten deshalb stets zum Essen eingenommen werden. Zudem sollte man Tabletten generell ausschließlich mit Leitungswasser schlucken.   

Gibt es weitere gesunde Lebensmittel, die problematisch sein können?

Wer gerinnungshemmende Wirkstoffe einnimmt, sollte grünes Gemüse wie Kohl, Brokkoli oder Spinat sehr kontrolliert zu sich nehmen. Es enthält nämlich viel Vitamin K, das im Körper für die Blutgerinnung wichtig ist, und kann deshalb – vor allem bei sporadischem Verzehr größerer Mengen – die Wirkung bestimmter gerinnungshemmender Arzneistoffe abschwächen und damit die Gefahr einer Thrombose erhöhen. Isst man dagegen regelmäßig kleinere Portionen, muss man auf das gesunde und wohlschmeckende Gemüse nicht verzichten.

Oft wird ja auch vor der Grapefruit gewarnt. Was sagen Sie dazu?  

Die Grapefruit hat es in der Tat zu trauriger Berühmtheit gebracht: sie verstärkt die Wirkung einer ganzen Reihe von Arzneistoffen und kann damit sogar zu gefährlichen Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen, Nierenversagen oder Magen-Darm-Blutungen führen. In der Frucht enthaltene Stoffe blockieren nämlich bestimmte Enzyme in der Dünndarmwand, die für den Abbau von Arzneimittel-Wirkstoffen zuständig sind. So kommt es zu einer Überdosierung, weil ein Vielfaches der vorgesehenen Wirkstoffmenge ins Blut gerät. Der Effekt tritt unabhängig von der Verzehrform schon bei relativ geringen Mengen ein (der Saft einer Frucht reicht aus) und hält über mehrere Tage an. Betroffen sind mehr als 85 Medikamente, u. a. gängige Antibiotika, Herz-Kreislauf-Mittel, Krebsmittel und Lipidsenker. Steht kein alternativer Wirkstoff zur Verfügung, bleibt nur der komplette Verzicht auf die Südfrucht.

Gibt es weitere Substanzen, bei denen Vorsicht geboten ist?

Alkohol kann die Wirkung vieler Medikamente, beispielsweise gegen Bluthochdruck und Diabetes, oft unvorhersehbar verändern. Er verstärkt den dämpfenden Effekt von Psychopharmaka sowie vieler Schlaf- und Beruhigungsmittel – sogar noch am nächsten Morgen. Auch Antihistaminika können in Kombination mit Alkohol extrem müde machen. Schmerzmittel sollte man ebenfalls nie mit Alkohol hinunterspülen: Sie greifen ohnehin die Magenschleimhaut an. Alkohol verstärkt die aggressive Wirkung noch, was zu Magengeschwüren und Magen-Darm-Blutungen führen kann. Vorsicht ist nicht zuletzt bei Paracetamol geboten: es kann in Kombination mit Alkohol die Leber schwer schädigen.

 

Pressekontakt:

Göran Donner

Löwen-Apotheke

Kirchplatz 2,
01744 Dippoldiswalde

Tel: 03504 / 61 24 05
 / E-Mail: goeran.donner@apotheke-dipps.de

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