Damit Arzneimittel auch wirklich helfen können

Dresden (SLAK, 16.06.2020): 

Therapietreue ist wichtig für den Behandlungserfolg – so fällt sie leichter
 

Selbst das beste Arzneimittel nützt nur, wenn es auch richtig angewendet wird. Doch etwa 50 Prozent aller Patienten nehmen ihre Medikamente falsch, lückenhaft oder gar nicht ein. Gerade chronisch kranke Menschen gehen mitunter nachlässig mit den Verordnungen des Arztes um – und gefährden so den Therapieerfolg. Göran Donner, Vizepräsident und Pressesprecher der Sächsischen Landesapothekerkammer, gibt Tipps, wie sich die Therapietreue verbessern lässt.

Herr Donner, was versteht man unter Therapietreue?

Therapietreue bedeutet, dass man ein vom Arzt verordnetes Arzneimittel genau nach dessen Verordnung anwendet, also zum Beispiel eine Woche lang dreimal täglich nach dem Essen eine Tablette einnimmt. Das ist wichtig, weil nur so die nötige Wirkstoffmenge im Körper erreicht und dann konstant gehalten werden kann – das ist entscheidend für den Therapieerfolg!

Das klingt erstmal einfach. Haben Patienten damit tatsächlich Schwierigkeiten?

Studien besagen, dass rund die Hälfte aller Patienten ihre Medikamente gar nicht, nur lückenhaft oder schlicht falsch anwendet; besonders hoch ist dabei der Anteil chronisch Kranker, die dauerhaft auf Arzneimittel angewiesen sind. Dies ist ein gravierendes Problem für unser Gesundheitssystem, aber vor allem für die Betroffenen selbst: Sie riskieren den Behandlungserfolg, büßen unter Umständen an Lebensqualität ein und bringen je nach Krankheitsbild – etwa bei Bluthochdruck oder Herzproblemen – sogar ihr Leben in Gefahr. Therapietreue hingegen wird erwiesenermaßen belohnt: Sie wirkt sich nämlich deutlich positiv auf Lebenserwartung und Gesundheitszustand aus – und zwar insbesondere bei chronisch kranken Patienten.

Wie kommt es, dass Menschen ihre Medikamente nicht wie verordnet anwenden?

Die Gründe sind vielfältig und reichen von Vergesslichkeit über Unwissenheit bis Skepsis: Man weiß nicht, wie ein Arzneimittel genau anzuwenden ist, oder tut sich damit schwer, weil man schlecht sieht oder zittrige Hände hat – das ist bei älteren Menschen oft der Fall. Man kommt bei mehreren Arzneimitteln durcheinander oder ist verunsichert, wenn sich – bei gleichem Wirkstoff – Aussehen und Verpackung eines Medikaments ändern. Man empfindet die Anwendung als unangenehm – etwa, weil man sich piksen muss oder Probleme beim Tabletten schlucken hat. Man glaubt nicht an die Wirksamkeit eines Arzneimittels, bezweifelt, dass man es wirklich braucht, oder fürchtet Nebenwirkungen. Man hat vergessen, warum es verordnet wurde oder wie es genau wirkt – lauter Motivationskiller. Tatsächlich lassen etwa zwei Drittel der „Therapieuntreuen“ ihre Medikamente bewusst weg. Dazu kommt, dass die negativen Folgen des Weglassens sich eher langfristig zeigen bzw. der positive Effekt bei korrekter Anwendung häufig „unsichtbar“ ist: Wie gut oder schlecht z. B. die Blutgerinnungswerte sind, spüren Patienten ja selber nicht, und die drohende Gefahr – Thrombose, Schlaganfall, Herzinfarkt – bleibt für viele so lange abstrakt, bis sie selbst betroffen sind.

Was hilft Patienten dabei, sich besser an ihre Medikation zu halten?

Da muss man zwei Ebenen unterscheiden: Fehlt es an Information und Motivation? Oder geht es darum, die richtige bzw. pünktliche Anwendung zu erleichtern? Letzteres lässt sich durch feste Gewohnheiten – das Medikament liegt z. B. stets griffbereit am selben Platz, etwa auf dem Frühstückstisch – und geeignete Hilfsmittel erreichen: So lassen sich Tabletten in Tages- oder Wochenboxen gut vorsortieren ggf. auch von Angehörigenund man behält den Überblick, was schon eingenommen wurde. Auch für Tropfen und anderen Arzneiformen gibt es Hilfsmittel oder Tricks – am besten erkundigt man sich in der Apotheke danach. Elektronikaffine können sich zudem z. B. per SMS oder App an die Einnahme erinnern lassen. Oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker nach Kombi-, Depot- oder Retard-Medikamenten – so lassen sich die Tablettenanzahl und/oder die Einnahmehäufigkeit reduzieren.

Und wie kann man die Motivation steigern?

Kommunikation ist der zweite ganz wichtige Schlüssel zu mehr Therapietreue: Im persönlichen Gespräch lassen sich z. B. Informationslücken schließen, ein konkreter Nutzen für das persönliche Leben des Patienten herausarbeiten oder gemeinsam mit dem Betroffenen Strategien entwickeln, die ihm die Anwendung erleichtern – sei es das Einstellen des Handyweckers oder bei Bluthochdruck das Führen eines Messtagebuchs. Patienten dürfen sich ruhig trauen, schon beim Arzt genauer nachzufragen. Und sie sollten unbedingt die Arzneimittelkompetenz der Apotheker in Anspruch nehmen. Das Apothekenpersonal kann Therapiepläne erklären oder die Wirkungsweise eines Arzneimittels erläutern, auf individuelle Fragen und Befürchtungen eingehen, zu Neben- und Wechselwirkungen beraten, geeignete Hilfsmittel empfehlen und vieles mehr. Gerade chronisch kranke Patienten sollten regelmäßig das Gespräch mit dem Apotheker suchen. Denn das individuelle Beratungsgespräch vor Ort in der Apotheke wirkt sich nachweislich positiv auf die Therapietreue aus – und damit auf den Behandlungserfolg.


Pressekontakt:

Göran Donner
Löwen-Apotheke
Kirchplatz 2, 01744 Dippoldiswalde


Tel.: 03504/ 61 24 05 / E-Mail: vizepraesident@slak.de

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