Wenn Schlaf ein Wunschtraum bleibt

Dresden (SLAK, 18.06.2021): 

Medikamente können den Schlaf stören – Schlafmittel richtig anwenden

Guter Schlaf ist einer der Schlüssel zu Gesundheit und Wohlbefinden. Doch etwa jeder dritte Deutsche leidet unter Schlafstörungen. Neben Stress, äußeren Störfaktoren und ungünstigen Gewohnheiten können auch Medikamente die Ursache hierfür sein. Umgekehrt rücken viele Menschen ihrem nächtlichen Problem mit Schlafmitteln zu Leibe – und machen es damit unter Umständen nur noch größer. Zum Tag des Schlafs am 21. Juni informiert Göran Donner, Vizepräsident und Pressesprecher der Sächsischen Landesapothekerkammer, welche Arzneimittel den Schlaf beeinträchtigen können, und klärt über den richtigen Umgang mit Schlafmitteln auf.

Herr Donner, was ist Schlaf, und warum ist gesunder Schlaf so wichtig?

Schlaf ist ein fester Bestandteil unseres Ruhe-Aktivitäts-Rhythmus, der u. a. durch das Schlafhormon
Melatonin und den Wachmacher Dopamin gesteuert wird. Im Schlaf regeneriert sich der Körper, während das Gehirn die Zeit zur ‚Datenverarbeitung‘ nutzt. Fällt diese „Standy-by“-Phase zu kurz aus, macht sich das körperlich, geistig und seelisch bemerkbar: Kurzfristig ist man müde, gereizt und launisch, kann sich schlechter konzentrieren, organisieren und Dinge merken. Halten Schlafprobleme länger an, ist man weniger leistungsfähig und kreativ und wird auch anfälliger für Infekte, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht. Schlafstörungen müssen deshalb immer behandelt werden, Betroffene sollten unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Wenn ich nachts ab und zu mal wach liege: Ist das schon eine Schlafstörung?

Nein, von Schlafproblemen spricht man erst, wenn der Schlaf mindestens einen Monat lang in mehr als drei Nächten pro Woche gestört ist. Am häufigsten sind Ein- oder Durchschlafprobleme und Früherwachen. Aber auch Atmungs- oder Bewegungsstörungen sowie nächtliche Aktionen (Bettnässen, Schlafwandeln) kommen vor. Meist handelt es sich um so genannte sekundäre Insomnien, die verschiedene Ursachen haben können. Neben einer Reihe körperlicher und psychischer Erkrankungen zählen dazu Stress, äußere Störfaktoren (Schichtarbeit), falsche Schlafgewohnheiten oder der Lebenswandel. Und was viele nicht wissen: Auch Medikamente können der Grund sein.

Medikamente können den Schlaf beeinträchtigen?

Ja – bei Arzneimitteln, die aufs zentrale Nerven- oder Hormonsystem wirken, sind Schlafstörungen eine häufige Nebenwirkung. Dazu gehören antriebssteigernde Antidepressiva, Mittel gegen ADHS, Parkinson oder Bluthochdruck, Appetitzügler, Schilddrüsenhormone, hormonelle Verhütungsmittel sowie koffeinhaltige Schmerz-, Husten- und Erkältungsmittel. Oft treten solche Nebenwirkungen aber nur vorübergehend zu Behandlungsbeginn auf. Auch eine mit dem Arzt abgestimmte Änderung der Wirkstoffkombination oder des Einnahmezeitpunkts kann schon Besserung bringen – etwa, dass man harntreibende Medikamente morgens statt abends einnimmt. Keinesfalls jedoch darf man ärztlich verordnete Medikamente eigenmächtig absetzen. Wer vermutet, dass seine Medikation den Schlaf stört, sollte dies deshalb unbedingt mit dem pharmazeutischen Personal in der Apotheke besprechen oder – wenn nötig – mit dem verschreibenden Arzt Rücksprache halten.

Was halten Sie von Schlafmitteln?

Schlafmittel, vor allem solche, die auch auf den Histaminhaushalt wirken, sollten – wenn überhaupt – maximal 14 Tage lang eingenommen werden. Sie sind immer mit Vorsicht anzuwenden, da sie – insbesondere bei Älteren – zu Nebenwirkungen wie Benommenheit, Schwindel, Seh- oder Herzrhythmusstörungen führen können. Oft kommt als Nachwirkung auch eine verstärkte Tagesmüdigkeit hinzu. Und: Schlafmittel können abhängig machen bzw. auch selbst wieder zu Schlafproblemen führen. Das betrifft vor allem synthetische Präparate wie Benzodiazepine, die auch angstlösend wirken, und die neueren sogenannten Z-Substanzen wie Zolpidem und Zopiclon. Sie können – selbst wenn man eine therapeutisch übliche niedrige Dosis einnimmt – mittelfristig zu Gewöhnungseffekten führen, so dass es beim Absetzen unter Umständen zu quälenden Entzugserscheinungen wie Alpträumen, Schlaflosigkeit, Angst oder Nervosität kommt. Also zu genau jenen Symptomen, gegen die man das Mittel ursprünglich eingenommen hat. Um sie zu vermeiden, greift man wieder zur Tablette – oft der Anfang eines Teufelskreises.

Gibt es denn wirksame Alternativen zu herkömmlichen Schlafmitteln?

Das kommt auf die Ursache der Schlafprobleme an. Sind sie stress- oder lebensstilbedingt, lässt sich die Schlafqualität oft schon mit wenigen einfachen Maßnahmen effektiv verbessern: ausreichend Bewegung am Tag, Entspannungstechniken am Abend, feste Bettgehrituale, der Verzicht auf schwere Mahlzeiten, Alkohol und Fernsehen bzw. Computer am Abend oder – vor allem bei älteren Menschen, die meist ein geringeres Schlafbedürfnis haben – das Weglassen des Mittagsschlafs. Als Alternative zu herkömmlichen Schlafmitteln können sich pflanzliche Mittel eignen, die in der Apotheke rezeptfrei erhältlich sind. Sie enthalten häufig Baldrian, auch kombiniert mit Melisse, Hopfen, Passionsblume oder Lavendel. In Form von Tees oder Badezusätzen können sie zudem Teil eines schlaffördernden Abendrituals sein. Allerdings dauert es meist ein paar Tage, bis die Wirkung einsetzt. Und: Auch diese pflanzlichen Alternativen sind nicht gänzlich frei von Nebenwirkungen oder anderen Risiken – siehe Johanniskraut, das die Wirkung hormoneller Verhütungsmittel schwächen kann. Daher – und weil zudem sehr viele Mittel am Markt sind – sollte man sich bei der Auswahl unbedingt in der Apotheke beraten lassen.


Pressekontakt:

Göran Donner
Löwen-Apotheke
Kirchplatz 2,
01744 Dippoldiswalde
Tel.: 03504/ 61 24 05 / E-Mail: vizepraesident@slak.de

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