Nicht alles bedenkenlos schlucken

Dresden (SLAK, 31.08.2020): 

Hormonelle Verhütungsmittel: Das sollten Frauen wissen
 

Zuverlässig, unkompliziert und leicht verfügbar: Zur Empfängnisverhütung hormonelle Mittel wie die Antibabypille zu nutzen, ist für Frauen heutzutage selbstverständlich. Viele verlieren dabei aus dem Blick, dass es sich um Arzneimittel handelt, die grundlegend in den weiblichen Hormonhaushalt eingreifen und auch Risiken bergen können. Was Frauen im Umgang mit ihnen wissen und beachten sollten, erklärt Göran Donner, Vizepräsident und Pressesprecher der Sächsischen Landesapothekerkammer.

Herr Donner, hormonelle Verhütungsmittel sind sehr beliebt. Wie wirken sie eigentlich?

Ja, etwa die Hälfte aller Deutschen setzt auf hormonelle Verhütungsmittel wie Pille, Vaginalring, Drei-Monats-Spritze, Hormonspirale, -stäbchen oder -pflaster. Richtig angewendet, schützen sie alle relativ zuverlässig vor ungewollten Schwangerschaften, weil sie direkt in den Fruchtbarkeitszyklus der Frau eingreifen. Und zwar mit genau jenen – natürlich synthetisch hergestellten – Geschlechtshormonen, die den weiblichen Zyklus ohnehin steuern: Östrogen und Gestagen. Die meisten Präparate verhindern damit den Eisprung, manche die Befruchtung der Eizelle – je nach Zusammensetzung und Dosierung. Erhältlich sind sie alle nur über den Gynäkologen bzw. in der Apotheke, die sie ausschließlich gegen ärztliches Rezept abgibt.

Welches hormonelle Verhütungsmittel eignet sich für welche Frau?

Mit welcher Anwendungsform eine Frau am besten zurechtkommt, hängt zunächst von Persönlichkeit und Lebensstil ab: Wer einen sehr geregelten Tagesablauf hat, tut sich mit der Pille meist leicht. Andere Frauen wollen nicht täglich daran denken müssen, da sind langfristig wirkende Mittel besser geeignet.

Wenn es um Wirkstoffe und die Dosierung geht, spielen Alter, Lebenssituation und Gesundheitszustand der Frau, aber auch familiäre Vorbelastungen eine entscheidende Rolle. Ein ausführliches Beratungsgespräch mit dem Arzt, in dem Risikofaktoren – etwa starkes Übergewicht oder intensiver Tabakkonsum – sowie eventuelle Gegenanzeigen abgeklärt werden, ist daher unerlässlich. So können bestimmte Erkrankungen wie Leberleiden, Bluthochdruck oder Diabetes ganz gegen die Einnahme sprechen. Auch bei Vorerkrankungen wie Herzinfarkt, Brustkrebs und insbesondere Thrombosen bzw. Embolien wird der Arzt in der Regel auf die Verschreibung verzichten. Denn die erhöhte Thrombosegefahr ist das mit Abstand größte Risiko – und da diese Neigung erblich sein kann, ist auch die Krankengeschichte der Familie wichtig. Generell sollten Nutzen und Risiken hormoneller Verhütungsmittel immer sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.

Wie gut werden hormonelle Verhütungsmittel vertragen?

Mehr als die Hälfte aller Frauen kommt sehr gut damit zurecht, aber natürlich sind prinzipiell auch hier Nebenwirkungen möglich, etwa Kopfschmerzen, Gewichtszunahme, Verlust der Libido oder auch Pigmentstörungen im Gesicht. Solche lästigen, aber letztlich nicht lebensgefährlichen Beschwerden treten vor allem im ersten Einnahmejahr auf. Bessern sie sich danach nicht von selbst, kann ein Wechsel des Mittels angezeigt sein, der dann allerdings ein neues „erstes Einnahmejahr“ nach sich zieht. Ob und mit welchen Nebenwirkungen zu rechnen ist, lässt sich nicht vorhersagen. Und nach dem Absetzen kann es auch mal bis zu sechs Monate dauern, bis der natürliche Zyklus wieder einsetzt.

Sie sprachen eingangs das Thema „richtige Anwendung“ an. Worauf sollten Frauen achten?

Das Wichtigste bei allen hormonellen Verhütungsmitteln ist, sie regelmäßig und pünktlich einzunehmen bzw. anzuwenden. Bei langfristig wirkenden Mitteln wie Hormonpflaster, Vaginalring oder Drei-Monats-Spritze bedeutet das, den Schutz rechtzeitig bzw. zyklusgerecht zu erneuern. Bei der Pille kann es dagegen auf den täglichen Einnahmezeitpunkt ankommen. Es gibt Erinnerungs-Apps, die dabei helfen. Sorgen Vergesslichkeit, Durchfall, Erbrechen oder Fernreisen mit erheblicher Zeitverschiebung dennoch für Verunsicherung, lässt sich die Frau am besten von ihrem Gynäkologen oder in der Apotheke beraten, wie sie weiter verfahren soll. Zudem können einige Medikamente, darunter Antibiotika, Antiepileptika und Johanniskraut-Präparate, die Wirkung der Pille beeinträchtigen. Ob das der Fall ist, lässt sich mit einem Wechselwirkungscheck klären, den viele Apotheken in Sachsen ihren Kunden anbieten. Und was gern vergessen wird: Die Pille schützt zwar vor ungewollten Schwangerschaften, nicht aber vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie HIV/AIDS.

Was können Frauen tun, wenn eine „Verhütungspanne“ passiert ist?

Mitunter kann dann die „Pille danach“ das Mittel der Wahl sein, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich ist. Dort sollte sich die Frau auch zur Anwendung beraten lassen, da ist nämlich auch einiges zu beachten. Es gibt hierzulande zwei Wirkstoffe: Levonorgestrel (LNG) und Ulipristal (UPA). Bei beiden greifen Hormone ins Zyklusgeschehen ein und verschieben den Eisprung um mehrere Tage. Da vorhandene Spermien in dieser Zeit in der Regel zugrunde gehen, kann keine Befruchtung mehr stattfinden. Damit das funktioniert, sollte die „Pille danach“ so bald wie möglich eingenommen werden – möglichst innerhalb der ersten 12 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr. Erfolgt die Einnahme mehr als 72 Stunden (LNG) bzw. 120 Stunden (UPA) danach, ist die Wirkung nicht mehr gegeben. Auch wenn der Eisprung unmittelbar bevorsteht oder bereits stattgefunden hat, nützen beide Wirkstoffe nichts mehr. Und: Die „Pille danach“ sollte nur einmal innerhalb desselben Zyklus angewendet werden – unabhängig vom Wirkstoff. Betroffene Paare sollten sich für den Rest des Zyklus deshalb anderweitig schützen.


Pressekontakt:

Göran Donner
Löwen-Apotheke
Kirchplatz 2,
01744 Dippoldiswalde


Tel.: 03504/ 61 24 05 / E-Mail: vizepraesident@slak.de

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