Wenn der Bauch Probleme macht

Dresden (SLAK, 01.12.2021): 

Wann und wie Sie Magen-Darm-Beschwerden selbst behandeln können

Sodbrennen, Magenschmerzen, Durchfall oder Verstopfung: Verdauungsprobleme sind in Deutschland weit verbreitet und können enormen Leidensdruck verursachen. Viele Menschen behandeln sie ohne vorherigen Arztbesuch mit rezeptfreien Arzneimitteln selbst, und oft muss ein Griff in den Medizinschrank auch gar nicht sein. Was wirklich hilft, wie man den Beschwerden vorbeugen kann und wann ein Arztbesuch ratsam ist: Das erklärt Göran Donner, Vizepräsident und Pressesprecher der Sächsischen Landesapothekerkammer. 

Herr Donner, wann darf man Magen-Darm-Probleme selbst kurieren?

Ob und was man selbst tun kann, hängt vom Beschwerdebild und der Ursache ab. Deshalb sollte man sich immer erstmal in der Apotheke individuell beraten lassen. Verdauungsprobleme können eine Begleiterscheinung anderer Krankheiten sein, etwa Verstopfung bei Diabetes: Da hilft es mitunter schon, die Blutzuckerwerte besser einzustellen. Oder sie sind eine Nebenwirkung von Medikamenten. Stress schlägt vielen Menschen ebenfalls buchstäblich auf den Magen, und bei Frauen spielt zudem das Zyklusgeschehen eine Rolle. Nicht zuletzt können Magen, Darm und Co. selbst erkrankt sein. Manchmal reichen Hausapotheke und Hausmittel allein da nicht mehr aus.

Wann ist denn ein Arztbesuch angebracht?

Generell muss der Arzt die Ursache abklären, wenn die Beschwerden länger als drei Tage anhalten, regelmäßig wiederkehren, sehr stark sind oder nur bei Belastung auftreten. Auch wenn weitere Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Schmerzen, Blutungen, Appetitmangel und ungewollter Gewichtsverlust hinzukommen oder wenn andere Maßnahmen erfolglos bleiben, steht ein Arztbesuch an. Kinder unter sechs und Senioren über 65 Jahren sowie alle, die an Herzkrankheiten, Asthma oder Diabetes leiden, sollten sich bei Magen-Darm-Beschwerden grundsätzlich ärztlich untersuchen lassen. Oft sind aber auch einfach ungünstige Ernährungsgewohnheiten und unser hektischer Lebensstil für Verstopfung oder Sodbrennen verantwortlich. Wer das Essen zu einer stressfreien Auszeit macht, tut seiner Verdauung schon viel Gutes.

Was kann man denn zum Beispiel gegen Verstopfung tun?

Häufig bringen schon mehr Bewegung, eine höhere Flüssigkeitszufuhr von 2 bis 3 Litern täglich und eine ballaststoffreichere Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten den trägen Darm wieder auf Trab. Gleiches gilt – in Verbindung mit reichlich Flüssigkeit – für pflanzliche Füll- und Quellmittel wie Leinsamen oder Weizenkleie, die sich auch zur längerfristigen Einnahme eignen. Ankurbeln lässt sich die Verdauung zudem mit Trockenfrüchten oder speziellen Arzneitees, die aber nicht für jeden geeignet sind. Rezeptfreie Abführmittel wirken zwar zuverlässig und sind meist gut verträglich, sollten aber nie länger als zwei Wochen angewendet werden, da einige Wirkstoffe bei längerer Einnahme selbst Verstopfung auslösen können. Zu ihnen sollte man – wie auch zu Zäpfchen oder Einläufen – nur gelegentlich und nur nach Rücksprache mit dem pharmazeutischen Personal in der Apotheke greifen.

Und was raten Sie bei Sodbrennen und Magenschmerzen?

Leichte und eiweißreiche Kost, auf mehrere kleine Mahlzeiten verteilt, verhindert die übermäßige Produktion von Magensäure und hält – ebenso wie lockere Kleidung – den Druck im Bauchraum niedrig. Zigaretten sind komplett tabu, Alkohol und Kaffee sollten allenfalls in Maßen konsumiert werden, denn sie können den Verschlussmechanismus der Speiseröhre schwächen. Gegen Sodbrennen helfen zudem oft schon ein Spaziergang nach dem Essen sowie Schlafen mit erhöhtem Oberkörper, aber auch Pflanzenstoffe wie Kamille, Kümmel oder Süßholzwurzel. Darüber hinaus lässt sich – auch bei Magenschmerzen – überschüssige Magensäure mit so genannten Antazida neutralisieren. Protonenpumpenhemmer blockieren die Säurepumpe und damit die Produktion der Magensäure bei regelmäßiger Einnahme sehr effektiv. Bessern sich die Beschwerden nach einer Selbstmedikation über maximal zwei Wochen nicht, sollte ein Arzt die Ursache abklären.

Bei Durchfall hört man ja oft den Tipp: „Salzstangen und Cola!“ Was sagen Sie dazu?

Diese Empfehlung ist nicht mehr zeitgemäß, denn das Koffein in der Cola fördert den durchfallbedingten, übermäßigen Verlust an Flüssigkeit und Mineralstoffen noch. Um beides zu ersetzen, können fertige Elektrolytmischungen aus der Apotheke, die in Wasser aufgelöst werden und auch Traubenzucker enthalten, sinnvoll sein. Umstritten sind auch die „Hausmittel“ geriebener Apfel und medizinische Kohle: Sie binden nämlich nicht nur Giftstoffe, sondern auch wichtige Arzneistoffe wie Herzglykoside. Um Wechselwirkungen zu verhindern, empfiehlt sich ein mindestens zweistündiger Einnahmeabstand.

Für Situationen, in denen man nicht sofort eine Toilette aufsuchen kann, gibt es spezielle Medikamente mit dem Wirkstoff Loperamid, die man aber nur im Notfall anwenden sollte. Bei der Ernährung gilt es, auf Fette, Milchprodukte, Fruchtsäfte und zuckerreiche Lebensmittel lieber zu verzichten – zugunsten leicht verdaulicher Lebensmittel wie Bananen, Nudeln, Kartoffeln, gekochte Möhren oder Weißbrot. Falls Antibiotika die Darmflora stören und so den Durchfall auslösen, kann man zu Probiotika, beispielsweise mit Saccharomyces boulardii greifen: Diese Arznei-Hefe verhindert antibiotikaassoziierte Durchfälle und unterstützt die angegriffene Darmflora positiv. Sie ist auch für Kinder geeignet und rezeptfrei als Kapseln, Pulver oder Tropfen in der Apotheke erhältlich.

Stichwort Apotheke: Welche Arzneimittel können – neben Antibiotika – noch für Magen-Darm-Probleme verantwortlich sein?

Schmerzmittel oder Entzündungshemmer vom Typ nicht-steroidale Antirheumatika wie Ibuprofen oder Diclofenac machen die Magenschleimhaut anfälliger. Das kann zu Schmerzen und bei längerfristiger Einnahme auch zu Schleimhautentzündungen oder Geschwüren führen. Auch Eisenpräparate können in hohen Dosen Magenschmerzen, Durchfall oder Verstopfung verursachen. Letzteres tritt zudem häufig im Zusammenhang mit Betablockern, ACE-Hemmern und Diuretika auf, die bei Bluthochdruck und Herzschwäche helfen. Auch Beruhigungs- und Schlafmittel sowie viele Antidepressiva, die dämpfend aufs zentrale Nervensystem einwirken, machen den Darm träge. Und da vier von fünf Arzneimitteln ihren Weg über den Mund in den Magen nehmen, können nicht zuletzt falsche Einnahmegewohnheiten Probleme bewirken. Um das zu vermeiden, sollte man z. B. Kapseln oder Pulver immer stehend oder aufrecht sitzend und mit einem Glas Wasser einnehmen. Alkohol, Tee, Kaffee, Milch oder Saft sind ungeeignet, da sie mit dem Wirkstoff interagieren können. Generell sollte man Arzneimittel unbedingt nach den Einnahmehinweisen des Arztes oder Apothekers bzw. der Packungsbeilage einnehmen. Im Zweifelsfall fragt man am besten in der Apotheke: Das pharmazeutische Personal berät auch zu allen anderen Fragen rund um das Arzneimittel jederzeit gern und kompetent.


Pressekontakt:

Göran Donner
Löwen-Apotheke
Kirchplatz 2,
01744 Dippoldiswalde
Tel.: 03504/ 61 24 05 / E-Mail: vizepraesident@slak.de

 

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