Orientierung im Medikamentendschungel

Dresden (SLAK, 21.12.2016): 

Individuelle Anwendungshinweise und Dosiersysteme helfen Senioren bei der Arzneimitteleinnahme

Bis zu acht verschiedene Medikamente nehmen deutsche Senioren über 60 Jahren im Durchschnitt täglich ein. Hier den Überblick zu behalten, ist gar nicht so einfach – zumal, wenn Wahrnehmung, Feinmotorik oder Gedächtnis bereits geschwächt sind. Vergessen, verwechselt, doppelt genommen: weil Fehler bei der Arzneimitteltherapie fatal sein können, bieten Apotheken nicht nur Dosiersysteme und Tablettenteiler an, sondern auch Rat, Information und praktische Unterstützung. Göran Donner, Vizepräsident und Pressesprecher der Sächsischen Landesapothekerkammer, informiert zum Thema.  

Herr Donner, warum haben ältere Menschen oft Probleme bei der Arzneimitteltherapie?

Ältere Menschen leiden oft an chronischen Krankheiten und müssen deshalb besonders viele Arzneimittel einnehmen – mit 60 Jahren im Schnitt drei, mit 70 vier bis fünf, mit 80 bis zu acht Medikamente pro Tag. Weil häufig aber auch Seh- und Hörvermögen, Feinmotorik oder Gedächtnis bereits nachgelassen haben, fällt es ihnen zugleich schwerer, sich an die ärztlichen Verordnungen zu halten.   

Mit welchen Schwierigkeiten haben sie denn konkret zu kämpfen?

Probleme kann es in jedem Stadium geben. Manche Patienten verstehen z. B. die Anweisung des Arztes nicht richtig oder haben zuhause wieder vergessen, wie und warum sie ein Medikament nehmen sollen. Zudem haben viele Ältere Schwierigkeiten, Packungsaufschriften und kleingedruckte Beipackzettel zu lesen. Ähneln sich Präparate oder Verpackungen äußerlich, können sie die Medikamente dann nicht mehr richtig zuordnen. Oder sie sind verwirrt, weil derselbe Wirkstoff dank der wechselnden Rabattverträge zwischen Krankenkassen und Herstellern immer wieder in ganz neuer Optik und Verpackung daherkommt. Auch die Verpackung selbst kann sie vor Probleme stellen: etwa wenn Dosiersysteme erst zusammengebaut werden müssen oder Augentropfen und Insulinpens Fingerkraft erfordern, die Rheuma-, Parkinson- oder Arthrosepatienten oft bereits fehlt. Zittrige Hände und schlechte Augen erschweren auch das Abmessen von Flüssigkeiten. Und nicht zuletzt haben viele Senioren Probleme, Kapseln oder Tabletten zu schlucken.   

Was können die Folgen sein?

Es kommt zu Anwendungsfehlern: Medikamente werden falsch dosiert, zur falschen Zeit oder doppelt genommen, verwechselt oder ganz vergessen. Werden Tabletten z. B. zum statt vor dem Essen eingenommen oder ein Asthmaspray falsch angewendet, kann das Arzneimittel mitunter nicht richtig wirken oder es kommt zu unangenehmen bis gefährlichen Neben- oder Wechselwirkungen. Manche Patienten brechen aus Unsicherheit oder aufgrund von Nebenwirkungen eine gebotene Arzneimitteltherapie sogar komplett ab. Doch Über- und Unterdosierungen oder Therapieabbrüche können – etwa bei Mitteln gegen Bluthochdruck oder Gerinnungshemmern – im Extremfall lebensbedrohlich sein.

Wie kann man Ordnung ins „Medikamentenchaos“ bringen?

Treten Probleme rund um Handhabung, Dosierung und Anwendung von Medikamenten auf, lohnt es sich immer, zunächst den Weg in die Apotheke anzutreten. Das Fachpersonal dort unterstützt und berät die Patienten umfassend und kompetent in allen Fragen rund um Arzneimittel. Und gut informierte Patienten zeigen erwiesenermaßen nicht nur eine höhere Therapietreue, sie sind auch besser vor unerwünschten Effekten geschützt. Seit 01. Oktober 2016 haben laut E-Health-Gesetz alle Versicherten, die mindestens drei verordnete Arzneimittel anwenden, Anspruch auf einen Medikationsplan. Dieser wird derzeit jedoch in Papierform allein vom Arzt erstellt, der Apotheker als Arzneimittelexperte ergänzt ihn nur auf ausdrücklichen Wunsch des Patienten. Mit dem Modellvorhaben ARMIN – Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen erhalten die Patienten dagegen einen echten Mehrwert für ihre Arzneimitteltherapiesicherheit: Mit einem begleitenden Medikationsmanagement wird die gesamte Medikation des Patienten regelmäßig gemeinsam vom Arzt und Apotheker analysiert, bewertet und ggf. angepasst. Diesem Modellprojekt, das bisher nur Versicherten der AOK Plus zugänglich war, können ab 2017 weitere Krankenkassen beitreten.  

Gibt es denn auch praktische Hilfsmittel für den Alltag?

Aber natürlich! Müssen mehrere Medikamente pro Tag eingenommen werden, unterstützen Dosiersysteme dabei, den Überblick zu behalten. In Tages- oder Wochenboxen lassen sich Kapseln und Tabletten bequem nach Tag und/oder Tageszeit vorsortieren, und zwar bis zu eine Woche im Voraus. Manche Modelle helfen per Erinnerungsalarm sogar beim Drandenken. Wer Probleme beim Tablettenschlucken hat, kann es mit Schluckhilfen versuchen: ein essbarer Überzug, der über Tabletten und Kapseln jeder Größe passt, erleichtert das Schlucken und überdeckt unangenehmen Geschmack. Wer Tabletten teilen muss, sollte dafür stets einen Tablettenteiler verwenden: weil man mit ihm genauer teilen kann als per Hand oder mit dem Messer, ist die Dosierung wesentlich exakter. Außerdem besteht keine Verletzungsgefahr. Die Handhabung ist einfach, man kann sie sich in der Apotheke zeigen lassen. Das gilt ebenso für Verschlussöffner, die das Aufschrauben von Flaschen und Gläsern erleichtern, oder für Aufroller, die beim Entleeren von Salben- oder Cremetuben helfen. Für Augentropfenpipetten sind Applikationshilfen erhältlich, die u. a. das Ausquetschen erleichtern, für Insulinspritzen gibt es spezielle Skalenlupen. Sie sehen: es gibt Lösungen für nahezu jedes Arzneimittel-Problem. Fragen Sie einfach in der Apotheke danach, dort wird man Ihnen jederzeit gern weiterhelfen.

 

 Pressekontakt:

Göran Donner

Löwen-Apotheke

Kirchplatz 2,
01744 Dippoldiswalde

Tel: 03504 / 61 24 05
 / E-Mail: goeran.donner@apotheke-dipps.de

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