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Dresden (SLAK, 18.02.2020): 

Alkohol kann die Wirkung von Arzneimitteln gefährlich beeinflussen

Zu Fasching gehören Bier, Wein und Sekt als scheinbar unverzichtbare „Stimmungsmacher“ auch in Sachsen für viele Menschen dazu. Dass der darin enthaltene Alkohol die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt, ist den meisten bewusst. Doch kaum einer denkt daran, dass Alkohol auch die Wirksamkeit von Arzneimitteln gefährlich beeinflussen kann. Welche Wechselwirkungen möglich sind und warum man Alkohol (nicht nur) während einer Arzneimitteltherapie besser ganz meidet, erläutert Göran Donner, Vizepräsident und Pressesprecher der Sächsischen Landesapothekerkammer.

Herr Donner, Sie warnen davor, während einer Arzneimitteltherapie Alkohol zu trinken. Warum?

Egal, ob man ein Arzneimittel dauerhaft einnimmt oder nur kurzfristig anwendet: Alkohol und Medikamente vertragen sich grundsätzlich schlecht. Beide wirken im Körper auf dieselben Systeme bzw. werden darüber abgebaut. Das macht sie zu Konkurrenten, die sich gegenseitig in der Wirkung behindern, verstärken oder verändern können. Am sichersten ist es daher, gar keinen Alkohol zu trinken, so lange man Medikamente benötigt. Wer dennoch zu Fasching auf ein Glas Wein, Bier oder Sekt nicht verzichten will, sollte sich vorher unbedingt in der Apotheke nach möglichen Wechselwirkungen erkundigen. Das gilt besonders für ältere Menschen.

Warum sind ältere Menschen besonders gefährdet?

Zum einen sind sie besonders häufig auf Medikamente angewiesen: Jeder zweite über 70-Jährige nimmt hierzulande regelmäßig drei oder mehr ärztlich verordnete Medikamente ein. Bei den über 18-Jährigen ist es dagegen „nur“ jeder vierte. Zum anderen bauen die Organe bei Älteren sowohl Alkohol als auch Medikamente schlechter ab und reagieren empfindlicher auf schädliche Einflüsse. Und weil der Körper im Alter weniger Wasser enthält, steigt der Blutalkoholspiegel auch stärker als bei Jüngeren.

Wie beeinflusst Alkohol denn die Wirkung von Arzneimitteln?

Die Palette der vom Alkohol ausgelösten Mechanismen ist vielfältig: Einige Medikamente, z. B. manche Betablocker und Gerinnungshemmer, wirken schwächer, weil sie schneller abgebaut werden als sonst. Andere Mittel werden in ihrer Wirkung verstärkt, weil die zum Abbau nötigen Leberenzyme schon mit dem Alkohol beschäftigt sind. Das gilt u. a. für Blutdruck- und Beruhigungsmittel, zentral wirksame Psychopharmaka und bestimmte Wirkstoffe gegen Epilepsie; bei Antidiabetika kann der Blutzucker alkoholbedingt so stark sinken, dass es zur Unterzuckerung kommt. Bestimmte Antibiotika und Arzneimittel gegen Pilzerkrankungen wiederum hemmen den Alkoholabbau in der Leber, was zu einer Alkoholvergiftung mit Übelkeit, Erbrechen, Blutdruckabfall oder Herzrasen führen kann. Auch Kopfschmerzen oder Atemnot sind möglich.

Manche Medikamente haben Nebenwirkungen. Wirkt sich Alkohol darauf auch aus?

Ja, das ist etwa bei Medikamenten, die das zentrale Nervensystem beeinflussen, der Fall: Schlaf- und Beruhigungsmittel, Antidepressiva sowie Mittel gegen Parkinson und Epilepsie. Sie schränken das Reaktionsvermögen ohnehin schon ein, und Alkohol verstärkt diese Wirkung für viele Stunden. Ähnliches gilt für Antiallergika, die häufig ebenfalls beruhigend wirken oder sogar müde machen. Auf gar keinen Fall sollte man daher etwa das Schlafmittel mit einem hochprozentigen ‚Gute-Nacht-Schoppen’ hinunterspülen. Alkohol eignet sich ebenso wenig zum Tablettenschlucken wie Kaffee, schwarzer Tee, Milch oder Fruchtsaft. Ein Glas Wasser ist perfekt.

Was kann man tun, wenn man einen „Kater“, also z. B. alkoholbedingt Kopfschmerzen hat?

Alkohol beeinflusst den Wasserhaushalt des Körpers: Der Körper scheidet mehr Wasser und damit auch mehr Mineralien als sonst aus. Das kann zu Kopfschmerzen und Übelkeit führen. Abhilfe schafft ein ganz einfaches, aber sehr effektives „Gegenmittel“: das Trinken von Mineralwässern oder Fruchtsaftschorlen. Sie versorgen den Körper mit Mineralstoffen und gleichen Flüssigkeitsdefizite aus.

Auf keinen Fall sollte man zu gängigen Schmerzmitteln greifen, denn die können in Kombination mit Alkohol zu schweren organischen Schäden führen. Prominentester Kandidat ist das Schmerzmittel Paracetamol: Bei seinem Abbau entsteht ein extrem leberschädlicher Wirkstoff-Cocktail. Aber auch Acetylsalicylsäure und Ibuprofen sind kein guter Ersatz: Sie können im Verbund mit Alkohol die Magenschleimhaut schädigen – bis hin zu Blutungen und Magengeschwüren.

Besser und vor allem gesünder lebt ganz klar, wer es gar nicht erst zum „Kater“ kommen lässt: Männer sollten – wenn überhaupt – maximal 24 Gramm reinen Alkohols pro Tag zu sich nehmen (das entspricht 0,5 Liter Bier oder 0,2 Liter Wein), Frauen maximal 12 Gramm (das entspricht 0,25 Liter Bier oder 0,1 Liter Wein). Wer regelmäßig mehr konsumiert, riskiert u. a. Bluthochdruck, Fettstoffwechsel- und Herzrhythmusstörungen. Am besten und längsten lebt nachweislich, wer auf Alkohol ganz verzichtet – bei diesem Gedanken stellt sich die gute Laune von allein ein.


Pressekontakt:

Göran Donner
Löwen-Apotheke
Kirchplatz 2,
01744 Dippoldiswalde

Tel.: 03504/ 61 24 05 / E-Mail: vizepraesident@slak.de

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