Damit die "Wunderwaffe" wirksam bleibt

Dresden (SLAK, 23.02.2016): 

Antibiotika: gezielter Einsatz und richtige Einnahme sind extrem wichtig

Die Erkältungszeit ist da. Obwohl fast immer Viren schuld sind an Husten, Schnupfen oder Heiserkeit, verlangen und erhalten viele Patienten Antibiotika – Präparate, die ausschließlich gegen Bakterien wirken. Doch jeder überflüssige Einsatz trägt dazu bei, die einstige „Wunderwaffe“ wirkungslos werden zu lassen. Dasselbe gilt für Fehler bei der Einnahme. Göran Donner, Vizepräsident und Pressesprecher der Sächsischen Landesapothekerkammer, informiert über den richtigen Umgang mit einer der wichtigsten Arzneigruppen im Kampf gegen Infektionskrankheiten.

Herr Donner, was sind Antibiotika und wie wirken sie?

Antibiotika setzt man ein, um bakterielle Infektionen zu bekämpfen. Sie töten die Erreger ab oder hemmen ihr Wachstum. Es gibt mehr als 50 verschiedene Wirkstoffe. Weil sie sich in ihrer Wirkungsweise unterscheiden, hilft nicht jedes Antibiotikum bei jeder Infektion. Welches Mittel auf den jeweiligen Erreger passt, entscheidet der Arzt, denn Antibiotika sind in Deutschland grundsätzlich verschreibungspflichtig.

Muss ich Antibiotika nehmen, wenn ich eine Erkältung habe?

Grippale Infekte mit Halsweh, Husten und Schnupfen werden fast immer von Viren ausgelöst. Antibiotika sind hier völlig sinnlos. Dasselbe gilt für die echte Virusgrippe. Dennoch verlangen Patienten in beiden Fällen häufig Antibiotika. Vor allem Kinder erhalten sie oft, ohne dass es notwendig wäre. Das ist bedenklich, weil es bei bakteriellen Erregern die Ausbildung von Resistenzen fördern kann: dank ihrer Anpassungsfähigkeit entwickeln sie Abwehrstrategien gegen die Wirkstoffe. Diese können ihnen dann bei erneuter Verordnung nichts mehr anhaben. Und da Bakterienstämme solche Informationen untereinander austauschen können, betrifft das nicht nur den einzelnen Patienten, sondern uns alle. 

Warum sind diese Resistenzen so problematisch?

Weil sie dazu führen, dass immer mehr Antibiotika da nicht mehr wirken, wo sie wirklich dringend gebraucht werden. Schon heute gibt es Keime, gegen die kaum noch wirksame Antibiotika zur Verfügung stehen – vor allem in Krankenhäusern, so dass es in der Regel Menschen trifft, deren Immunabwehr ohnehin geschwächt ist, z. B. Ältere, Kleinkinder, Säuglinge und chronisch Kranke. Immer häufiger greift man deshalb auf so genannte Reserveantibiotika zurück, die eigentlich erst dann vorgesehen sind, wenn „normale“ Antibiotika gar nicht mehr helfen. Erhalten die Erreger so immer wieder Gelegenheit, ihre stärksten Gegner kennenzulernen, könnte in absehbarer Zeit sogar diese Notfallmedikation versagen. Einst gut behandelbare Infektionen können dann lebensbedrohlich werden.

Was kann man dagegen tun?

Jeder einzelne Patient kann durch den verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika dazu beitragen, dass diese lebenswichtigen Medikamente auch in Zukunft wirksam bleiben. Denn auch Fehler bei der Einnahme fördern die Ausbildung von Resistenzen.

Was muss ich bei der Einnahme beachten?

Antibiotika sollte man ausschließlich auf ärztliche Verordnung nehmen und sich bei Dosis und Einnahmezeiten genau an die Vorgaben des Arztes halten. Keinesfalls die Behandlung vorzeitig abbrechen oder die Dosis verringern – selbst wenn sich die Symptome gebessert haben. Da Wechselwirkungen mit Lebensmitteln möglich sind, unbedingt die Einnahmehinweise des Apothekenpersonals beachten! Antibiotika-Reste nie „für die nächste Infektion“ aufheben oder gar an andere Patienten weitergeben. Stattdessen einfach entsorgen, und zwar über den Hausmüll – niemals über Toilette oder Waschbecken, weil sie so in die Umwelt gelangen, was wiederum die Entstehung von Resistenzen fördert! Mitunter bieten auch Apotheken die Arzneimittel-Entsorgung als freiwilligen Service an.

Was kann man sonst noch tun?

Am besten ist es, Infektionen weitgehend zu vermeiden, z. B. durch Schutzimpfungen und einfache Hygienemaßnahmen. Die wichtigste ist gründliches Händewaschen – mehrmals täglich, immer mit Wasser und Seife und mindestens 30 Sekunden lang, auch zwischen den Fingern. Pflicht ist das nach jedem Toilettengang, vor jeder Mahlzeit und nach jedem Kontakt mit Tieren und rohem Fleisch. Wer zudem mehrmals täglich lüftet, ausschließlich Einwegtaschentücher benutzt und diese nach Gebrauch sofort entsorgt, sein Gesicht möglichst selten mit den Händen berührt und stets nur in die Armbeuge niest oder hustet, kann sich und andere wirksam vor Infektionen, speziell der Atemwege, schützen.

 

Pressekontakt:

Göran Donner

Inhaber der Löwen-Apotheke

Kirchplatz 2,
01744 Dippoldiswalde

Tel: 03504 / 61 24 05
 / E-Mail: goeran.donner@apotheke-dipps.de

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