Die Nährstoff-Giganten von nebenan

Dresden (SLAK, 05.03.2020): 

Gesund, günstig, lecker: Diese heimischen Lebensmittel sind echte Superfoods

Açaí, Goji, Chia, Quinoa: Exotische Superfoods liegen voll im Trend. Es sind Lebensmittel, die viele wertvolle Substanzen enthalten und deshalb besonders gesund sein sollen; erwiesen ist das aber häufig nicht. Zudem gibt es heimische Nahrungsmittel, die genauso viel bieten – und das meist frischer, günstiger und dank kurzer Transportwege deutlich klimafreundlicher. Zum Tag der gesunden Ernährung am 7. März stellt Göran Donner, Vizepräsident und Pressesprecher der Sächsischen Landesapothekerkammer, unsere heimischen „Superfoods“ vor.

Herr Donner, was genau ist mit dem Begriff „Superfood“ gemeint?

Der Begriff „Superfood“ ist vor allem ein super Marketing-Trick, denn gesunde Ernährung ist für viele Menschen ein Thema. Gemeint sind meist exotische Lebensmittel, die hierzulande neu auf dem Markt sind und denen aufgrund ihres Nährstoffgehalts erstaunliche gesundheitliche Wirkungen zugeschrieben werden: Sie sollen z. B. beim Abnehmen helfen, entgiftend wirken oder vor dem Altern schützen. Mit solchen Versprechungen lässt sich viel Geld verdienen, obwohl die Wirkung wissenschaftlich fast nie erwiesen ist. Und: Der Begriff ist nicht geschützt. Das heißt: Es gibt keine objektiven Kriterien oder Mindestanforderungen, die die so bezeichneten Lebensmittel erfüllen müssen. Theoretisch könnte man also auch total ungesunde Nahrungsmittel als Superfood bezeichnen.

Heißt das, der Hype um die Superfoods ist völlig übertrieben?

So würde ich es nicht sagen, denn natürlich ist es besser, wenn man statt Kartoffelchips Goji-Beeren nascht. Und wenn die Menschen dank dieser Superfoods ein Bewusstsein für den Nährstoffgehalt von Lebensmitteln entwickeln, ist das ausdrücklich zu begrüßen. Aber man sollte sich die Nachteile bewusst machen: Aufgrund langer Transportwege und notwendiger Verpackungen belasten die – oft ziemlich teuren – Exoten die Umwelt. Zudem enthalten sie, wie Untersuchungen wiederholt gezeigt haben, häufig Schadstoffe. Das muss alles nicht sein: Es gibt genug heimische Lebensmittel, die genauso viele gesunde Inhaltsstoffe bieten – und das frischer, günstiger und deutlich nachhaltiger.

Welche heimischen Alternativen gibt es denn?

Bleiben wir bei der Goji-Beere: An ihr wird ihr hoher Vitamin-C-Gehalt gerühmt. Doch da können z. B. Schwarze Johannisbeere, Sanddorn oder Hagebutte in jedem Fall mithalten. Zudem kann es bei Goji-Beeren und Chia-Samen zu gefährlichen Wechselwirkungen mit blutverdünnenden Medikamenten kommen. Wer unter Gerinnungsstörungen leidet oder blutverdünnende Medikamente nimmt, sollte sich daher unbedingt in der Apotheke beraten lassen, bevor er zu diesen Superfoods greift. Auch Chia lässt sich nämlich leicht ersetzen: Leinsamen überzeugt mit ähnlich viel Protein, Omega-3-Fettsäuren und Ballaststoffen und spendet zudem eine Extraportion Vitamin E – und das ohne Wechselwirkungen.

Welche Lebensmittel empfehlen Sie noch?

Açaí- oder Aronia-Beeren gelten als Radikalfänger. Aber dank ihres hohen Gehalts am Pflanzenfarbstoff Anthocyan sind das auch alle blauen bzw. violetten Obst- und Gemüsesorten hierzulande. Zudem punkten sie mit vielen Vitaminen und Spurenelementen; vor allem Heidelbeeren sind echtes Superfood.

Und auch für mineralstoffreiche Exoten wie Granatäpfel oder Papayas gibt es einheimische Alternativen: Viel Kalium liefern z. B. Himbeeren, Kohlrabi oder Karotten. Reichlich Calcium findet sich u. a. in Brokkoli, Rucola und Grünkohl. Kürbis- und Sonnenblumenkerne enthalten viel Magnesium, Nüsse sind prima Zinklieferanten, Weizenkleie, Sesam oder Linsen sorgen fürs nötige Eisen. Ein echter Alleskönner ist Brunnenkresse: Dank ihres hohen Vitamin- und Mineralstoffgehalts gilt sie als das gesündeste Blattgemüse überhaupt.

Enthalten Nüsse nicht sehr viel Fett?

Ja, aber Fett ist nicht gleich Fett. „Gutes“ Fett, das viele ungesättigte Fettsäuren enthält, macht z. B. Avocados sehr beliebt, die aber aufgrund des ökologisch fragwürdigen Anbaus in die Kritik geraten sind. Sie lassen sich z. B. durch Walnüsse ersetzen: Die enthalten sogar noch mehr „gutes“ Fett, dazu viel Kalium, Calcium, Magnesium, Vitamin B und Antioxidantien, und lassen sich noch dazu lange lagern. Auch die gute alte Hirse hat ein Comeback verdient: Sie liefert viel Eiweiß und Eisen, enthält wertvolle Spurenelemente sowie die Vitamine C, E und solche der B-Gruppe. Zudem ist sie glutenfrei. Nur für Müsli oder Frischkornbrei ist sie nicht geeignet, da man sie nur gekocht essen darf. Für Abwechslung auf dem Proteinspeiseplan kann man z. B. mit Esskastanien oder Erbsen sorgen.

Ein abschließender Satz zum Thema gesunde Ernährung?

Wer zu heimischen Obst- und Gemüsesorten greift, diese möglichst frisch oder nur wenig verarbeitet zu sich nimmt, dazu regelmäßig Nüsse, Vollkorn- und fettarme Milchprodukte auf den Speiseplan setzt, mit Fleisch, Salz, Fett und Zucker sparsam umgeht und dazu viel Wasser oder andere ungesüßte Getränke trinkt, macht im Großen und Ganzen alles richtig.


Pressekontakt:

Göran Donner
Löwen-Apotheke
Kirchplatz 2,
01744 Dippoldiswalde


Tel.: 03504/ 61 24 05 / E-Mail: vizepraesident@slak.de

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